Eine sonderbare Sinn-losigkeit.
Ich habe mir erst kürzlich einen schon lange gehegten Wunsch erfüllt und eine Sinn 903 mit Valjoux-7740 Werk („Rotdatum“) erstanden. Eben einen der im Sterben begriffenen Chronographen aus einer Zeit der die großartigen mechanischen Werte mordenden Verquarzung. Und es brauchte Pioniere mit einem klarem Blick nach vorne und noch größerer Weitsicht zurück wie Helmut Sinn. Er erkannte die Beständigkeit echter Wertigkeit bereits richtig und leistete seinen Beitrag, die Kunst der haute horlogerie tickend ins nächste Leben zu retten.
Schon als Schüler eines hessischen Gymnsiums Anfang der Neunziger haben wir das Besondere des Herrn Sinn hinter seiner Ladentheke und volatil weit darüber hinweg zu schätzen gewusst, aber diese Uhren konnten wir uns noch nicht leisten. Bis dorthin kostete es wahrlich Zeit und zwar in harter Währung, die man inzwischen schon in Jahrzehnten abrechnen kann.
Und als bei meiner aktuellen Durchreise in meine hessische Heimat ausgerechnet im Frankfurter Hauptbahnhof der Zug wegen eines technischen Problems micht losfahren konnte, hatte ich nun aus dem
Stolz des Besitzertums heraus und voller Vorfreude auf den baldigen Erhalt des Zeitmessers eben genug Zeit, noch einmal und passend “vor Ort” etwas über Helmut Sinn mit meinem Computer zu recherchieren. Mit großer Bestürzung vernahm ich dann die Nachricht seines letzten Fluges, gefolgt von einer Gänsehaut, die fortwirkt: sein Heimgang war der Tag des Erwerbs dieser so lange gesuchten Uhr. So war es nicht gemeint.
Wenn ich den Zeitmesser nun bald in Händen halte, wird immer auch diese sonderbare Erinnerung mit ihrer und meiner Unruhe mitschwingen, mich noch mehr als ich es wollte, an ihn zurückdenken lassen: eine traurig stimmende Ent-Sinn-ung.
Ich möchte den Angehörigen mein herzliches Beileid aussprechen, und einem bis ins hohe Alter Junggebliebenen noch einmal meinen großen Respekt bekunden, der es schon zu Lebzeiten so vortrefflich verstand, das Zeitliche zu segnen.

Die Nachricht vom Tode unseres "unverwüstlichen" deutschen Uhrenvaters hat mich sehr getroffen.
Sein Optimismus und sein unternehmerisches Engagement bis ins hohe Alter waren beispielhaft.
Ich bin dankbar, Herrn Sinn persönlich kennengelernt zu haben.
Die Erinnerung an Ihn tickt weiter !!!
H.-P. Kohlstädt

Ich durfte Helmut 2014 auf einer Reise nach Paris begleiten und kennenlernen. Es war mir eine große Ehre, Guten Flug...

Der Traum vom Fliegen

Lieber Helmut,

bekannt geworden bist du mit deinen Uhren. Aber jeder, der dich kannte, weiß, deine wirklich große Leidenschaft war das Fliegen. Immer schon. Seit du als kleiner Schuljunge nach der Ausweisung von Metz zurück in die Pfalz die ersten Flieger sahst, träumtest du vom Fliegen. „Ich beobachtete die Flugzeuge, wann immer sie am Himmel waren, bei Tag und bei Nacht.“ Du hast deinen Traum wahr gemacht. 15.000 Starts und Landungen hast du absolviert. Bist auch mal notgelandet, aber auch jedes Mal wieder neu durchgestartet. Genauso beruflich.

Wenn du als Kind gefragt wurdest, was du mal werden möchtest, hast du immer diese eine Antwort gegeben: „Pilot“. „Ich würde heute genau die gleiche Antwort geben. Ich habe meine Fliegerlizenz 1984 abgegeben, aber ich träume immer noch vom Fliegen. Nur - bevor ich abhebe, wache ich auf,“ erzähltest du gerne.
Du warst nicht everybodys darling, weil du es nicht sein wolltest, warst sehr gerade aus, sehr eigen-sinnig und mit einem wunderbaren Humor gesegnet.

Jetzt bist du auf dem Weg zu deinem letzten Flug ohne Wiederkehr und dazu fällt mir ein:
Über den Wolken
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...

Herzlich, Gitte